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Die Kartbahn, eine sehr persönliche Geschichte
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Nach fast zwei Jahrzehnten im Verwaltungsrat des Automobile Club Luxembourg (ACL) bereitet sich Marc Pannacci darauf vor, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der passionierte Ingenieur und Pionier der Verkehrssicherheit blickt auf seinen Werdegang, seine Projekte und seine Vision von Mobilität zurück.
Am 4. Dezember ist Ihre letzte Verwaltungsratssitzung beim ACL. Wie fing alles an?
Marc Pannacci: Das war vor nun fast 20 Jahren, 2004-2005. Ich war zu dem Zeitpunkt Geschäftsführer und Gründungsmitglied des Centre de Formation pour Conducteurs (CFC). Das Projekt CFC war in seiner Form einzigartig in Europa. Vor Gründung des CFC in Luxemburg gab es nach dem bestandenen Führerschein nur in Finnland und Schweden weitere Pflichtkurse für Fahranfänger. Der damalige Verkehrsminister Robert Goebbels wollte das Schulungszentrum in der Nähe von Goodyear positionieren und ich war damals als PR-Direktor und vorher Reifentestingenieur bei Goodyear tätig. Er fragte mich und natürlich sagte ich ja. Der ACL war CFC-Anteilseigner, und einige Mitglieder kannten mich bereits. Als mir der Platz im Verwaltungsrat des ACL angeboten wurde, zögerte ich keinen Moment und übernahm auch diese Aufgabe.
Was genau hat Sie dazu bewegt, das Angebot anzunehmen?
Es gab Synergien mit meinem Präsidenten, der den Verband der Automobilimporteure leitete. Wir traten gemeinsam an. Außerdem wollte ich immer einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und zur Fahrerausbildung leisten.. Es war eine einmalige Gelegenheit, meine technische Erfahrung und mein Engagement in den Dienst eines sinnvollen Projekts zu stellen.
Die Verkehrssicherheit zieht sich wie ein roter Faden durch Ihre Laufbahn…
Ja, und das geht auf einen schweren Unfall zurück, den ich selber im Alter von 18 Jahren hatte, wenige Monate nach meiner bestandenen Führerscheinprüfung. Damals gab es noch keine Sicherheitsgurte, ich fuhr einen Käfer… Wir hätten sterben können. Das hat mich für mein weiteres Leben geprägt. Ich habe verstanden, dass Sicherheit im Kopf stattfindet, nicht nur beim Fahren. Man geht unnötige Risiken ein. Vor allem wenn man jung ist, will man beeindrucken. Da habe ich angefangen, über Ausbildung und Prävention nachzudenken.
Es wird viel über „Vision Zero” gesprochen. Ist das ein realistisches Ziel?
Für mich ist das das einzig akzeptable Ziel: null Tote, null Schwerverletzte. Wenn man junge Menschen ausbildet, kann man kein anderes Ziel vor Augen haben. Man kann nicht sagen „das ist unrealistisch”, sonst gibt man auf.
Und dann schauen Sie sich die Zahlen an: 1970 gab es in Luxemburg 132 Verkehrstote. Letztes Jahr waren es 18. Dieses Jahr gab es bei einem einzigen Unfall fünf Tote, darunter junge Menschen. Man kann sich nicht damit zufrieden geben, zu sagen „das wird schon”. Unfälle sind kein unvermeidbares Schicksal. Wir müssen diesen Weg weitergehen, bis es keine Verkehrstote und auch keine Schwerverletzten mehr gibt.
Wie kann das erreicht werden?
Alles zählt: Durchgehende Verkehrserziehung von klein auf, Weiterbildung nach dem Führerschein, Infrastruktur, Technologie, Kontrollen und Strafen. Radargeräte zum Beispiel haben Tausende von Menschenleben gerettet. In Frankreich hat sich die Zahl der Todesfälle halbiert.
Und wir müssen auch Verantwortungsbewusstsein vermitteln: verstehen, was Autofahren bedeutet. Es bedeutet nicht nur voranzukommen, sondern es bedeutet Verantwortung für das eigene Leben und das Leben anderer zu übernehmen. In der Fahrschule lernt man nicht, wie man ein Auto aus dem Schlingern rettet, sondern wie man verhindert, dass es ins Schlingern gerät. Geschwindigkeit tötet, und Geschwindigkeit bringt einen in Gefahr.
Dann gibt es die Technologie. Systeme wie ABS oder ESP haben Leben gerettet. Aber man darf nicht glauben, dass diese Systeme es möglich machen, die Gesetze der Physik zu überwinden. Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass Menschen mehr Risiken eingehen, weil sie wissen, dass sie über Technologien verfügen, die das Auto sicher auf der Spur halten.
Nicht zu vergessen ist die Infrastruktur, die die Folgen eines Unfalls begrenzen muss. Jeder kann einmal von der Straße abkommen, ohne dass das fatale Folgen nach sich ziehen muss. Alles hängt miteinander zusammen, und man muss fortwährend an den fünf Säulen arbeiten: Bildung und Ausbildung, Sensibilisierung und Verantwortung, Infrastruktur, Technologie und Überzeugung. Die Hauptursachen für Unfälle sind überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol und Drogenmissbrauch, Müdigkeit und zunehmend auch Ablenkung am Steuer. Das muss immer wieder betont werden, denn der Mensch vergisst sehr schnell.
".. ich wollte immer einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und zur Fahrerausbildung leisten."
Um auf den ACL zurückzukommen: Was war in den letzten 20 Jahren die größte Herausforderung?
Der Übergang von einem Automobilclub zu einem Mobilitätsclub. Das ist eine bedeutende Entwicklung. Heute kümmert sich der ACL nicht mehr nur um Autos: Wir sprechen über Fußgänger, Radfahrer, Reisen, Pannenhilfe zu Hause … Das Angebot hat sich erweitert.
Diese Veränderung hatte ich bereits bei meinen Projekten in den Schulen vorausgesehen: Vor 15 Jahren haben wir in den Gymnasien Initiativen unter dem Motto „Mobilität und Verkehrssicherheit” gestartet, nicht nur „Verkehrssicherheit”. Für mich ist das die größte Herausforderung für den Club.
Und Ihr Herzensprojekt innerhalb des ACL?
Da wäre die Kartbahn in Mondercange, die für mich eine ganz persönliche Geschichte hat. Ich hatte mir die Streckenführung der Bahn mit 20 Jahren überlegt. Damals war ich noch Schüler und war von Autos und Rennstrecken begeistert. Mein Vater war Architekt, und ich arbeitete an Plänen für ein Automuseum mit integrierter Kartbahn. Der damalige Eigentümer des Grundstücks, Herr Piazza, besaß zahlreiche Oldtimer und wollte ein Museum errichten. Die Skizzen gibt es. Letztendlich wurde das Museum nie realisiert, die Autos wurden verkauft, aber die Rennstrecke wurde nach meinen Entwürfen gebaut.
Als der ACL das Gelände kaufte, habe ich alle meine Originalskizzen von damals übergeben. Sie werden noch immer irgendwo im Gebäude des ACL aufbewahrt. Dieses Projekt hat für mich eine symbolische Bedeutung, denn es verbindet meine Leidenschaft aus Jugendtagen mit meinem beruflichen Engagement. Heute denken wir über die Zukunft der Kartingstrecke nach, und ich finde das toll: Der Kreis schließt sich. Das ist reiner Zufall, aber für mich eine schöne Kontinuität.
Damals träumte ich davon, Architekt zu werden, aber das Leben führte mich zum Automobilbau und zu Reifen. Dieses kleine Rennstreckenprojekt spiegelt also ein wenig meinen Werdegang wider: eine Leidenschaft, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hat.
Warum verlassen Sie jetzt den Verwaltungsrat?
Normalerweise bleibt man bis zum Alter von 75 Jahren. Ich gehe zwei Jahre früher. Ich hatte schon vorher darüber nachgedacht, aber dann kam eine neue Geschäftsführerin und ich wollte diese neue Etappe des Clubs im Start noch mit begleiten. Außerdem wurde entschieden jüngeren Mitgliedern Platz zu machen und die Anzahl der Mitglieder im Verwaltungsrat zu reduzieren. Das ist gut, allerdings muss die Vielfalt der Kompetenzen garantiert bleiben: Technik, Recht, Finanzen, Sicherheit … Die Besetzung all dieser Themen sind für einen Verein essenziell. Das habe ich übrigens an diesem Verwaltungsrat immer geschätzt: die Vielfalt der Mitglieder, die unterschiedlichen Standpunkte, die sie vertreten und das fast einzigartige Know-how, das sie so für den ACL mitbringen. Ein ACL, der wie wir nicht vergessen sollten, kein Unternehmen ist, sondern ein Verein im Dienste seiner Mitglieder. Wir streben nicht nach finanzieller Gewinnmaximierung. Unsere Aktionäre sind unsere Mitglieder, und für die muss die Qualität und das Angebot der Dienstleistung stimmen. Um das zu erfüllen braucht es neue und vielfältige Ideen sowie Platz für junge Leute.
Was werden Sie jetzt tun?
Ich kann nicht sagen, dass der Sitz im Verwaltungsrat des ACL meinen gesamten Alltag in Anspruch genommen hat. Ich habe mich nie gelangweilt. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich habe mehrere Reisepläne und will drei Autos restaurieren. Ich werde Zeit für meine Familie haben. Und ich habe es immer geliebt, zu lernen und zu gestalten. Ich freue mich auf das was kommt und stehe dem gelassen gegenüber.
Wie sehen Sie die Zukunft des ACL?
Der Club hat die richtige Richtung eingeschlagen: Mobilität. Aber die Zukunft ist komplex: Elektrizität, Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe … Die Menschen sind verwirrt.
Ich persönlich fahre seit 10 Jahren elektrisch: weniger Lärm, weniger Umweltverschmutzung, entspanntes Fahren. Das ist gut. Ohne Auto wird es in Zukunft nicht gehen. Der Individualverkehr wird nicht verschwinden, allerdings wird das individuelle Fahren vielleicht eines Tages durch automatisches Fahren ersetzt.
Und man muss auch an das Zusammenleben in den Städten denken, an Begegnungsräume und an die Lebensqualität. Wir können nicht mehr zulassen, dass täglich 20.000 Autos mit 90 km/h an den Wohnhäusern vorbeidüsen. Das ist eine Frage der Komforts, aber auch der Sicherheit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der ACL weiterhin seine Mitglieder beraten, Einfluss auf die Politik ausüben und vor allem die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung verteidigen soll.
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